Die Geschichte des Vereins...

Die Nachwirkungen des 1. Weltkrieges haben Deutschland in eine schwere Depression gestürzt. Die kärglichen Ersparnisse der kleinen Leute haben Inflation und Weltwirtschaftskrise nicht überstehen können. Armut und hohe Arbeitslosigkeit bestimmten den Alltag in Deutschland. In dieser Situation bemühte sich die Stadt Weimar, vor allem den kinderreichen Familien aus dem Heer der Arbeitslosen die Möglichkeit zu geben, sich ein angemessenes Zuhause zu schaffen. Dieses „Siedlungsbauprogramm“ hatte in der gesamten Konzeption für Siedler und Stadt viele Vorteile:

Die ohnehin arbeitslosen Siedler konnten ihre Arbeitskraft und ihr Geschick einbringen, um für sich und ihre Familien Wohnraum zu schaffen. Die Siedlerhäuser sollten mit dem geringstmöglichen Materialaufwand errichtet werden. Somit blieb die Kreditbelastung (3500-5000 Reichsmark) für die Stadt Weimar in einem überschaubaren Rahmen. Konzipiert wie kleine Bauernhäuser, waren im Keller ein Schweinestall und in der oberen Etage Speicherraum vorgesehen. Zusammen mit den großen Grundstücken, welche nach exakten Planvorgaben sehr intensiv bewirtschaftet werden mußten und den externen Grundstücken (Wiesen, Siedlerfelder), war eine weitestgehende Selbstversorgung der Siedler mit den wichtigsten Nahrungsmitteln gesichert. Somit konnte die finanzielle Belastung der Stadt infolge Sozialhilfe u. ä. in Grenzen gehalten werden.


Nach diesem Konzept sollte entlang der Taubacher-Straße auf weitestgehend brachliegenden Feldern eine Siedlung errichtet werden. Dazu erfolgte am Freitag, dem 29. Juli 1932, die Benennung der ersten 20 Siedler im Stadtbauamt. Die Verträge die zum damaligen Zeitpunkt geschlossen wurden, beinhalteten folgende Schwerpunkte:

• Träger und Eigentümer der Siedlung ist die Stadt Weimar.
• Der Siedler hat das Recht nach Erbringen seiner Selbsthilfearbeit in Höhe von 300 Arbeitstagewerken eines der errichteten Siedlerhäuser zu mieten.
• Die Überlassung der Siedlerstelle auf Erbbaurecht konnte dann nach Ablauf von drei Probejahren erfolgen.

Nachdem die ersten Verträge geschlossen waren, stand dem Beginn der Errichtung der ersten Siedlerstellen nichts mehr entgegen. Noch im August 1932 wurden die ersten Parzellen abgesteckt und mit dem Bau der Siedlerhäuser, in der heute noch bezeichneten Siedlung I, begonnen. Hierzu ist anzumerken, daß die ersten Siedlerhäuser größer gebaut wurden als die nachfolgenden, Ursache hierfür war der permanente Geldmangel und der damit verbundene Zwang, mit noch weniger Material auszukommen.
Die Zuordnung der Siedlerstellen erfolgte in einem Auslosungsverfahren, um sicher zu stellen, daß jeder Siedler an jedem Haus mit größter Sorgfalt mitarbeitete. Außerdem sollte keiner, im Hinblick auf die Lage des Grundstückes, bevorteilt werden bzw. sich benachteiligt fühlen. Die Größe kann nicht maßgebend gewesen sein, da die Grundstücke so abgesteckt wurden, daß sie alle mindestens 900 und maximal 1000 m² groß waren.
Bereits im Dezember des Jahres 1932 zogen die ersten Familien nach Siedlersfreud.
Das erste gesellschaftliche Ereignis der Siedlung, welches exakt überliefert ist, war der 17. März 1933. An diesem Tag fand in Siedlersfreud die erste Konfirmation statt. Im gleichen Jahr wurde auch mit dem Bau der II. Siedlung begonnen. In den Jahren 1934/35 ging es in den Siedlungen III und IV weiter. Diese wurden 1936 fertiggestellt.

Nachdem die Häuser erbaut waren, wurden diese im Laufe der Zeit stetig um und ausgebaut. So wurden die meisten Dächer angehoben, um das obere Stockwerk als Wohnraum besser nutzen zu können. Zusätzlich erhielten viele Häuser im Laufe der Zeit einen Anbau. Der Grund für die zahlreichen Um- und Ausbauten war nicht der gewachsene Bedarf an Wohnraum, den hätte man auch schon vorher benötigt. Der vorgegebene Baukostenrahmen ließ aber die Erstellung eines umfangreicheren Wohnraumes zum damaligen Zeitpunkt einfach nicht zu.
Auch der Keller hat im Laufe der Zeit eine andere Bedeutung erlangt. Zunächst wurde er als Stall für Ziegen und Schweine genutzt, später hauptsächlich für die Lagerung von Brennmaterial. Wer kann sich nicht mehr an die gute alte Braunkohle aus der DDR erinnern? Man brauchte da schon einiges an Lagerraum. Heutzutage ist der Keller ein Keller oder sogar noch ein wenig mehr. Der Eine oder Andere hat hier seinen Hobbyraum, eine Sauna o. ä. eingerichtet.

Aber nicht nur die Häuser wurden weiter verschönert, sondern auch die Straßen von Siedlersfreud. Viel Zeit verging jedoch, bis die Straßen eine entsprechende Straßendecke bekamen. Zunächst erhielt die Straße des Siedlungbereiches I und II eine solide Granitpflasterdecke. Später, lange nach Fertigstellung der Häuser, folgten die Siedlungbereiche III und IV. Anzumerken wäre vielleicht noch, daß beide Straßen zunächst den Namen Siedlersfreud trugen, wie das gesamte Gebiet heute noch genannt wird. In den 60er Jahren wurde dann die untere Straße in Martin-Andersen-Nexö-Straße umbenannt. Im Stadtplan der Stadt Weimar war die Straße der Bereiche III und IV bis 1989 seltsamerweise unter dem Namen „An der Hart“ abgedruckt. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt, auffällig ist aber schon, daß der Name „Siedlersfreud“ zu DDR-Zeiten systematisch verdrängt wurde.
Der Anschluß der Häuser an das Telefonnetz und an die Gasversorgung erfolgte erst nach der Wende 1990. Davor gab es nur einige wenige Siedler, die über einen eigenen Telefonanschluß verfügten. Auch eine Warmwasserheizung hatten die wenigsten Häuser. Es überwog die herkömmliche Ofenheizung. Mit dem Anschluß an das zentrale Gasnetz 1994 wurde in den meisten Häusern eine moderne Heizungsanlage eingebaut.

Seit dem Jahr 2010 sind auch alle Häuser an das zentrale Abwassersystem der Stadt Weimar angeschlossen und manche Sickergrube wurde inzwischen als Zisterne für Regenwasser umfunktioniert.

Siedlerverein Siedlersfreud e.V.

Martin-Andersen-Nexö-Straße 51 B
99425 Weimar

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